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Familienbett – Schlafen als Familie

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Beim Thema Familienbett scheiden sich die Geister. Viele Eltern sind verunsichert, andere wiederum begeistert. Darf und soll das Baby mit im Bett schlafen? Ist Co-Sleeping gefährlich? Welche Vor- und Nachteile hat das Familienbett? In diesem ausführlichen Artikel räumen wir zunächst mit den Mythen rund ums gemeinsame Bett auf und schauen uns die Vor- und Nachteile an. Anschließend widmen wir uns den Gefahren und richten ein paar abschließende Worte an unsere Leser.

Mythen ums Familienbett

Kinder werden zu sehr verwöhnt und verzogen, wenn sie im Familienbett schlafen.

Ein häufiger Irrglaube ist, dass Kinder durch Co-Sleeping verwöhnt werden. Zumindest im ersten Lebensjahr gibt es für ein Baby keine Verwöhnung oder ein „zu viel“, was auch Untersuchungen belegen. Die Frage ist doch auch womit sie verwöhnt werden? Mit Liebe? Nähe? Geborgenheit und Schutz?

Das Familienbett erfüllt die Grundbedürfnisse des Kindes nach Zuwendung, Liebe, körperlichen Nähe und Sicherheit. Alle diese Aspekte sind überlebenswichtig für Kinder und Babys. „Verzogenes Verhalten“ ist eher die Folge von mangelnder Erfüllung dieser Grundbedürnisse sowie fehlender Grenzen oder negativer Zuwendung.

Kinder werden so nicht selbstständig.

Um selbstständig zu werden, benötigen Kinder erst einmal Sicherheit und Vertrauen, damit sie etwas neues ausprobieren können. Das Familienbett bietet genau das: es schafft Sicherheit und Vertrauen, bis das Kind entscheidet jetzt mehr und mehr eigene Wege gehen zu können.

Mangelnde Selbstständigkeit von Kindern resultiert häufig daraus, dass ihnen Probleme abgenommen werden oder ihnen zu wenig zugetraut wird. Anstatt eigene Lösungswege zu entwickeln, wird ihnen eine Lösung präsentiert. Glauben die Eltern nicht an die Fähigkeiten des Kindes, werden es die Kinder ebenfalls nicht tun.

Kinder lernen so nie alleine zu schlafen.

Jeder Mensch hat ein Autonomiebestreben, also den Wunsch nach Selbstständigkeit und Identität. Dazu gehört auch die Abkapselung von den Eltern und ein eigener Raum, also Privatsphäre. Wann das soweit ist, ist bei jedem Kind unterschiedlich. Es gibt Kinder, die wollen mit 3 Jahren alleine schlafen, andere mit 6 und andere kommen hin und wieder mit 12 Jahren ins elterliche Bett.

Wer es als Mama und Papa genießt die Kleinen auch im Bett um sich zu haben, wird diesen Tag eher nach hinten schieben wollen. Irgendwan wird er ganz sicher kommen.

Vorteile des Familienbetts

Das Familienbett hat eine Reihe von Vorteilen. Viele stillende Mütter schätzen vor allem die praktischen Seiten des Co-Sleepings. Wenn das Baby in der Nacht wach wird und hungrig ist, wird das Kind kurz angelegt und Mama und Baby schlafen innerhalb kürzester Zeit wieder ein. Das hat auch Vorteile für den Partner, denn i.d.R. wird er dadurch nicht wach und schläft ohne Unterbrechungen.

Dank des Familienbetts sind Babys viel ruhiger. Babys wachen mehrmals in der Nacht für kurze Zeit auf und überprüfen, ob die Eltern in der Nähe sind. Wenn nicht, fangen sie meistens an zu schreien. Und das aus gutem Grund. Auch wenn wir in der modernen Zivilisation nachts nicht mehr von räuberischen Wildtieren bedroht sind, ist das genetische Überlebensprogramm noch darauf ausgerichtet. Ein alleingelassenes Baby wäre in der Nacht allzu leichte Beute gewesen. Das Familienbett gibt somit emotionale, psychische und physische Sicherheit und Kinder können geborgen aufwachsen.

Eltern können auf Notlagen eines Babys im Familienbett viel besser und schneller reagieren, als wenn das Baby im eigenen Zimmer schläft. Es ist sogar wahrscheinlich, dass solche Notlagen von Eltern gar nicht erst wahrgenommen werden, wenn alle getrennt schlafen. Hinter diesen Ängsten steht sogar eine Industrie, die Produkte anbieten, die die Vitalfunktionen des Babys überwachen. Hat das Baby einen Atemstillstand (der in den ersten Lebensmonaten sogar recht häufig vorkommt), schlagen sie Alarm. Im Familienbett erinnert das Atmen der Mutter das Baby daran weiterzuatmen. Und im Notfall sind Mama und Papa sofort zur Stelle.

Zu guter Letzt fördert das Familienbett die emotionale Bindung der Familie. Die körperliche Nähe führt zum Ausstoß von Oxytocin, welches auch als Kuschel- oder Liebeshormon bezeichnet wird. Es sorgt dafür, dass wir uns binden und uns einem Menschen nah fühlen. Das Co-Sleeping fördert das Vertrauen zu den Eltern und die emotionale Stabilität des Kindes.

Durch die Sicherheit, die das Familienbett bietet, sind Kinder weniger Ängsten ausgesetzt. Um mehr über die Vorteile und Effekte der körperlichen Nähe zu erfahren, könnt ihr unseren Artikel über das Känguruhen (nicht nur für Frühchen!) lesen.

Nachteile des Familienbetts

Das Familienbett hat natürlich auch einige Nachteile. Diese beziehen sich größtenteils auf die Eltern. Kinder oder Babys im Elternbett schlafen zu lassen, kann sich negativ auf die Schlafqualität der Eltern auswirken. Nachweislich schlafen Menschen besser, wenn sie ganz alleine (also eigentlich auch Mama und Papa getrennt) in einem eigenen Bett schlafen. Haben die Eltern Ängste das Kind nachts zu erdrücken und zu überrollen, kann der nächtliche Schlaf sehr unruhig werden.

Das Familienbett kann sich negativ auf die Zweisamkeit des Paares auswirken. Wer lieber nachts im gemeinsamen Bett miteinander schläft, wird das vermutlich so schnell nicht wieder können. Dann muss auf andere Gelegenheiten zurückgegriffen werden: wenn das Baby tagsüber woanders schläft oder sich andere Orte und Gelegenheiten bieten. Das kann natürlich auch sehr anregend und erfrischend sein!

Häufig sind es die Männer, die die Idee das Bett mit einem Baby zu teilen nicht besonders toll finden. Einige befürchten dieses letzte Stück Privatsphäre mit ihrer Frau aufgeben zu müssen und auch noch mit dem Nachwuchs teilen zu müssen. Das mag zunächst sehr egoistisch klingen, diese Angst ist aber nicht unbegründet.

Ist das Baby erstmal da, kann es schnell passieren, dass man als Mann in den Hintergrund rückt. Alles dreht sich um das Kind und manche Männer fühlen sich plötzlich wie an zweiter oder dritter Stelle. Das darf ruhig ernst genommen werden. Die Geburt eines Kindes ist zwar besonders für die Frau ein einschneidendes Erlebnis, wirkt sich aber auf die gesamte Familie aus. Und dazu gehört eben auch der Vater, der ein Recht auf seine Gefühle und Bedenken hat.

Ob und wie gefährlich das Familienbett für Babys ist, ob die Angst das Kind zu erdrücken begründet ist und ob die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Kindstod durch das Familienbett erhöht ist, behandeln wir im nächsten Abschnitt.

Ist das Familienbett gefährlich für Babys?

Eine alte Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Risiko eines Babys im Familienbett am plötzlichen Kindstod (SIDS) zu sterben auf das 20-fache ansteigt. Diese Studie führt zu extremen Verunsicherungen, sodass Co-Sleeping fahrlässiger Tötung gleichkommt. Diese Ergebnisse haben sich in neueren Studien nicht bestätigt.

Wer sich ein wenig mit Forschung auskennt, weiß, dass solche Ergebnisse nicht ungewöhnlich sind. Eine Studie ist immer nur so gut wie ihr Design und die Experten, die sie interpretieren.

Nun aber zu der neuen Studie und den Fakten. Ja, das Risiko des plötzlichen Kindstod ist im Familienbett erhöht. Jedoch unter bestimmten Voraussetzungen die vermeidbar sind. Das Risiko des SIDS steigt um das 18-fache, wenn ein Elternteil im Bett alkoholisiert ist oder sonstige Rauschmittel konsumiert hat. Raucher im Familienbett erhöhen die Gefahr um das 9-fache.

Darüber hinaus stehen die meisten SIDS Fälle im Zusammenhang mit Verstößen gegen die allgemeinen Schlafregeln für Babys. Die Schlafumgebung sollte nämlich angepasst sein. Das bedeutet, dass die Matratze nicht zu weich sein darf und Babys niemals auf Kissen schlafen sollten.

Die Kleinen sollten einen Schlafsack tragen und nicht mit einer Bettdecke zugedeckt werden, denn dort besteht die Gefahr, dass die Bettdecke über den Kopf rutscht und sie somit ersticken oder überhitzen können. Ebenso kann das Risiko des plötzlichen Kindstods gesenkt werden, indem Babys auf dem Rücken und nicht in Bauchlage schlafen. Werden diese Sicherheitsregeln eingehalten, ist das Familienbett als unbedenklich einzustufen.

Ab dem dritten Lebensmonat senkt sich das SIDS Risiko im Familienbett sogar. Übrigens: das Baby zu stillen senkt die Gefahr des plötzlichen Kindstods um 50%.

Die Angst das Baby im Schlaf zu erdrücken und zu überrollen ist übrigens unbegründet. Sollte ein Elternteil versehentlich mal auf das Kind draufrollen, wird sich der Nachwuchs innerhalb kürzester Zeit auf sich aufmerksam machen. Damit das von den Eltern aber wahrgenommen wird, müssen sie natürlich nüchtern sein.

Sicherheitsregeln für das Familienbett

  • Raucher gehören nicht ins Familienbett
  • Nach dem Genuss von Alkohol oder anderen Drogen, ist das Familienbett absolut Tabu!
  • Babys auf dem Rücken schlafen lassen
  • Babys nur in einem Schlafsack schlafen lassen
  • Feste Matratze
  • Ausreichend Platz
  • Das Baby darf nicht versehentlich aus dem Bett fallen können
  • Kühle Schlafumgebungstemperatur (16 – 18 C°)

Abschließende Worte

Manche Eltern können und wollen auch einfach nicht ihr Bett mit ihrem Nachwuchs teilen. An dieser Stelle sei klar gesagt: Wie das Kind erzogen und großgezogen wird, liegt in der elterlichen Verantwortung. Sinn und Aufgabe der Erziehung ist es, aus einem schutzlosen Wesen einen selbstständigen und verantwortungsvollen Erwachsenen zu machen, der sich im Erwachsenenalter im Leben zurechtfindet. Mit allen Widrigkeiten und schönen Seiten des Lebens. Um diese durchaus verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe zu meistern, gibt es nicht diesen einen Weg. Und er muss nicht zwingend das Familienbett beinhalten!

Wer mehr zum Thema Babyschlaf wissen möchte, können wir das neue Buch Schlaf gut, Baby!* von Herbert Renz-Polster und Nora Imlau empfehlen. Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Buchautor. Zu seinen Fachthemen gehören das Bedsharing und der plötzliche Kindstod. Außerdem betreibt er die Website kinder-verstehen.de.

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Da momentan einige Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse ausfallen, wollen wir dir den Online-Geburtsvorbereitungskurs* und den Online-Rückbildungskurs* von Hebamme Nadine Beermann ans Herz legen. Ob dieser aufgrund der derzeitigen Situation von der Krankenkasse übernommen werden kann, erfragst du am Besten bei deiner Krankenkasse.

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